12.05.2014: HFV führt Fair-Play-Liga zur kommenden Saison ein

Fußball ohne Schiedsrichter beim Kinderfussball mit dem Projekt "Fair Play Liga"
Germania Enkheim bereitet sich auf Regeländerungen in der neuen Saison vor

Eine kleine Revolution steht dem Vereinsfussball im Kinderbereich bei den 5 bis 9 jährigen bevor, denn der Hessische Fußballverband hat die sogenannte "Fair Play Liga" als kindgerechtes Spielsystem für die G und F Jugend bindend für die neue Saison eingeführt. Nach dem Motto, den Kindern ihr Spiel zurück zu geben soll nicht mehr Erwachsenenfussball für Kleine gespielt werden, sondern Kinderfussball, ähnlich dem Strassenfussball früherer Jahre, als die Kinder noch quasi unbeaufsichtigt auf dem Bolzplatz oder der Straße spielten. Die Spielregeln als solche bleiben unverändert, es gibt aber 3 neue Regeln. 1. Die Zuschauer halten größeren Abstand zum Spielfeld, um die Stimmung nicht durch Übereifer und übertriebenen Ehrgeiz aufzuheizen. 2. Der Schiedsrichter entfällt, die Kinder entscheiden selbst. 3. Die beiden Trainer halten sich mit Anweisungen zurück, unterstützen die Kinder aus einer neu geschaffenen gemeinsamen Coaching Zone heraus und sind gemeinsam für die finale Einhaltung der wichtigsten Regeln verantwortlich.

Insbesondere die Schiedsrichterregel stößt allenthalben auf Skepsis. Kann ein Fußballspiel wirklich ohne die ordnende Hand eines neutralen Spielleiters ordnungsgemäß zu Ende geführt werden. Das muss die Praxis zeigen.

Die Jugendleitung der Enkheimer Germania  bereitet sich engagiert auf die Neuregelungen vor und hat durch zwei Vertreter eine hierfür angebotene Schulung des hessischen Fußballverbandes besuchen lassen, die dann ihrerseits einen internen Workshop mit den betroffenen Trainer und Betreuern durchgeführt haben. Ali Özer, Trainer der G1 hat darüber hinaus in den Osterferien bei zwei kleinen Freundschaftsturnieren die neuen Regeln erprobt. Hierzu stellte sich neben Heddernheim, Kickers 16 und Olympia Frankfurt der "Lokalrivale" vom befreundeten FSV Bergen bereitwillig zur Verfügung, um erste praktische Erfahrungen zu machen. Einwurf, Eckball oder auch Tor regelten die Jungs bereits prima unter sich, nur bei der Frage Foulspiel oder zulässiger Körpereinsatz gab es echte Schwierigkeiten. Als erstes Zwischenfazit wurde klar, dass insbesondere die Trainer durch die Neuregelungen gefordert werden. Auf einmal können sie sich nicht mehr hinter dem Schiedsrichter verstecken und postulieren, Tor oder Foul sei, wenn der Schiedsrichter pfeife. Sie sind jetzt gefragt, auch gegen die vordergründigen Interessen der eigenen Mannschaft Stellung zu beziehen und sollen eine viel objektivere Rolle einnehmen als vorher, nicht aber die frühere Rolle des Schiedsrichters von der Seitenlinie aus übernehmen, sondern nur einschreiten, wenn es wirklich notwendig ist. Wann aber liegt eine Situation vor, in der die finale Einhaltung der Spielregeln gefragt ist und wann sollte man die Kinder selbst agieren lassen? Möglicherweise kurz bevor früher auf dem Bolzplatz die Fäuste die Argumente ersetzten oder der Eigentümer des Balles beleidigt nach Hause ging. Den richtigen Moment zu finden erfordert allerdings viel Fingerspitzengefühl, Übung und Kommunikation mit dem Trainer der gegnerischen Mannschaft. Woher aber weiß der Trainer, was in einer konkreten Konfliktsituation objektiv passiert ist? Wie schwer dies zu beurteilen ist, kennt jeder, der schon einmal ein Spiel nicht nur als neutraler Zuschauer, sondern als Fan oder Offizieller verfolgt hat. Es gibt eben im Fußball Situationen, die nicht einvernehmlich zu klären sind, man denke nur an das "Wembley Tor", an dem sich seit 50 Jahren die Geister scheiden, man denke an die vielen Strafraumsituationen in der Bundesliga, bei denen das eine Lager ein böses Foul, das andere Lager eine gemeine Schwalbe beobachtet hat. Doch halt, es geht hier nicht um die Deutsche Meisterschaft und schon gar nicht um die Weltmeisterschaft, sondern um eine reine Spaßveranstaltung kleiner Kinder, bei der in der Hintergrund treten soll, ob ein Tor mehr oder weniger geschossen wird.  Vor den Jungfussballern liegt ein spannendes Projekt und die Hoffnung, dass mit der Fair Play Liga soziale Komponenten geschult, Kreativität gefördert und die Kinder zu selbständigen, möglichst fairen und gerechten Entscheidungen geführt werden. Germania Enkheim wird sich den Herausforderungen stellen, die mit der Umsetzung der neuen Ideen verbunden sind, von den Erfahrungen werden wir an dieser Stelle berichten.